Kirchenpanorama


Die virtuelle Kirche – das 360° Panorama unserer Pfarrkirche

 

Manchmal komme ich ins Staunen über etwas Großartiges und frage mich dann, wie das möglich ist oder überhaupt funktioniert. So war es auch bei der Betrachtung des Kirchenpanoramas auf der Homepage unserer Pfarrei. Wieso kann ich mich hier virtuell in unserer Pfarrkirche drehen, bis mir schwindlig wird und dabei alle Details erkennen? Ich kann so tun, als stünde ich auf einer so hohen Leiter, auf der man auch die Leuchtmittel der Hängelampen wechseln könnte. Oder ich lasse die Decke rotieren und benötige danach noch nicht mal eine Halsmassage.

Technisch möglich ist dies mit einem speziellen Aufnahmeverfahren. Für die Produktion des Panoramas sind im HDR-Verfahren mehrere Teilfotos der Kirche aufgenommen worden. High Dynamic Rang-Verfahren bedeutet, den gesamten Kontrastumfang der realen Situation abbilden zu können. Dafür wird pro Teilfoto/Teilperspektive eine Belichtungsreihe mit mindestens drei verschiedenen Belichtungen erstellt (Normal=Mittelwert, Unter- , Überbelichtung). So setzt sich das Panorama unserer Kirche aus 36 Einzelfotos zusammen. Thomas Groth hat diese Aufnahmen gemacht, sie entsprechend aufbereitet und unserer Pfarrei kostenlos zur Verfügung gestellt. 

Untermalt wird die virtuelle Betrachtung mit schöner Klaviermusik unseres Organisten Martin S. Müller. 

Ich lehne mich vor dem Computer entspannt zurück und spaziere zehn Minuten virtuell durch unsere Kirche. Ich drehe mich ganz ruhig an einer Stelle im Mittelgang, irgendwo zwischen erster und zweiter Bankreihe und schaue dabei in den Altarraum, in die rechte Seitenkapelle mit ihren bunten Fenstern. Ich sehe die Empore mit der Orgel und bin erstaunt, wie viele Türen es darunter gibt. Das ist mir bisher gar nicht so aufgefallen. Ich gelange zur anderen Seitenkapelle und bin nach exakt zwei Minuten bei 360° angelangt. Ich drehe mehrere Runden. Ich glaube, das würde ich mich „in echt“ nicht trauen, so nach dem Gottesdienst an gleicher Stelle ruhig drehend die Kirche zu betrachten. Und schon gar nicht vor dem Gottesdienst…

Irgendwann wird es dann langweilig. Es fehlt auch etwas. Ich überlege. Die Kirchenbänke sind sehr sauber und glänzen, wie extra für die Aufnahme geputzt. Die Blumen sehen toll aus, aber irgendwie auch ein wenig steril, sie welken nicht. Auch die Kerzen werden niemals ganz herunterbrennen. Es gibt Licht, sogar buntes Licht und Schatten, die in die Kirche einfallen. Aber sie wechseln nicht.  Mir fehlen Stimmen, Gesang der Gemeinde oder vom Kinderchor, auch Geräusche von Kindern oder eine unbeabsichtigt abgestürzte Kniebank. Mir fehlt das, was die Augen und Ohren während des Gottesdienstes wahrnehmen; etwas, das ich auch in mir spüren kann. Mir fehlen Gesichter von Menschen aus der Gemeinde, die ich kenne oder die ich auch noch nicht kenne, die neu in unserer Gemeinde sind. 

Ich nehme mir vor, anderen von dem Panorama unserer Kirche  zu erzählen und öfter wieder auf die Internetseite zu gehen –  und in die Pfarrkirche selber, um auch am richtigen Ort zu sein. Ich freue mich auf den nächsten Gottesdienst. Da werde ich mal die Stelle suchen, wo die Kamera gestanden hat, aber auch das entdecken, was mir online gefehlt hat.

 

Sandro Heddergott (Georgsbote 07 – Oktober/November 2011)